Der wahre Stern erleuchtet nicht nur
meinen Verstand, sondern erweckt auch etwas in meinem Herzen. Recht sicher sind
wir, wenn wir dabei die Bewegung von Liebe, Hoffnung, Frieden spüren.
Den Stern entdecken und ihm mit aller
Kraft folgen – das ist die Aufgabe im Übergang von der ersten zur zweiten
Geburtsphase.
Die erste Phase der Geburt bedeutet
„Hineingehen“. Das Ungeborene muss etwas loslassen und mit Mut in etwas
Unbekanntes hineingehen. Nur wenn wir dazu bereit sind, können sich neue
Entwicklungen in unserem Leben einstellen.
Die zweite Phase bedeutet Kampf und
dran bleiben, sowie ein Gespür für die richtige Richtung bekommen.
Diese zweite Phase ist deshalb so
wichtig, weil sie uns immer klarer in unsere Bestimmung bringen möchte.
Dazu eine Geschichte:
„Ein Mann bestellt einen Maßanzug, ist
aber mit dem Ergebnis alles andere als zufrieden. Er zupft an den Ärmeln und
beklagt, dass die Ärmellänge unterschiedlich ist. Der Schneider erwidert etwas
ungehalten: „Ja, so wie sie dastehen, ist das auch kein Wunder. Normalerweise
trägt man ja auch etwas mir rechts: Senken sie mal die rechte Schulter und
heben sie den linken Arm, zum Beispiel so…“ Der Schneider tut so, als würde er
in der rechten Hand etwas Schweres tragen, und fordert den Kunden auf, dasselbe
zu tun. „Na sehen sie! Der Ärmel sitzt doch absolut perfekt“, stellt der
Schneider triumphierend fest. „Nun gut“, lenkt der Kunde ein. „Aber was ist mit
dem rechten Hosenbein, das ist viel zu weit und zu lang.“ Der Schneider winkt ab. „Wenn sie so
dastehen, ist das kein Wunder. Winkeln sie doch mal das rechte Bein etwas an.
Noch etwas mehr, so als würden sie eine Treppe hochgehen. Genau! Und schon
sitzt die Hose wie angegossen.“ Achselzuckend bezahlt der Kunde und betritt im
neuen Anzug die Straße. Er hält die rechte Schulter gesenkt und seinen linken
Arm höher, als würde er schwer tragen, und das rechte Bein ist selbst beim
Gehen angewinkelt. Auf der gegenüberliegenden Strassenseite flüstert eine Frau
zu ihrer Freundin: “ Schau mal, der verkrüppelte Mann da drüben!“ Entgegnet die
Freunden: “ Der Ärmste! Aber einen erstklassigen Schneider hat er.“
Diese Geschichte bringt auf den Punkt,
was passiert, wenn wir unser Leben hauptsächlich von äusseren Normen und dem
Mainstream prägen lassen. Frauen versuchen den Idealmaßen zu entsprechen,
Männer folgen unreflektiert einem bestimmten Karrieremuster, Jugendliche zahlen
„Monatsbeiträge“ an bestimmte Markenklamotten. Die Lebensmitte wird zur Midlife-Crisis
wenn man „oben“ angekommen ist, aber dann erst merkt, dass die Leiter an der
falschen Mauer steht.
Sam Keen, der Autor des sehr
inspirierenden Buchs „Feuer im Bauch“ formulierte es so: Es gibt zwei zentrale
Fragen im Leben: „Wohin gehst du?“ und „Wer geht mit dir?“
Die größten Probleme kommen, wenn wir
die Reihenfolge dieser Fragen umdrehen!
Um den ganz eigenen Lebensweg gehen zu
können und dem „eigenen Stern“ zu folgen, ist es wichtig, sich Zeit zu nehmen.
Wenn möglich in der Abgeschiedenheit.
Nicht jeder Mensch arbeitet so bewusst
mit seinen Werten und Zielen. Manch einer schafft es, ganz intuitiv den
richtigen Impulsen zu folgen. Es ist jedoch eine große Hilfe, über das
nachzudenken, was mir wirklich wichtig ist und was als innerer Kompass in
meinem Leben angelegt ist. Ansonsten ist die Gefahr groß, dass man die
Orientierung und das Gefühl von der Sinnhaftigkeit des eigenen Lebens verliert.
Man agiert im Alltagsgetriebe, aber sieht sprichwörtlich „den Wald vor lauter
Bäumen nicht mehr“. Wir treffen dann
täglich Entscheidungen, aber es fehlt eine grundlegende Orientierung. Sicher
ist: wenn ich meinem Leben keine Richtung gebe, dann tun es andere für mich.
Alle Entscheidungen, die ich nicht selbst treffen möchte, übernehmen andere,
die dominanter sind als ich.
Zufriedenheit, Kraft und Sinn kommt ins
Leben, wenn ich meine zentralen Werte kenne und möglichst viele davon im Alltag
umsetzen kann. Denn hinter jedem Wert steckt auch ein tiefes Bedürfnis.
Wenn ich Klarheit über meine zentralen
Werte bekommen habe, besitze ich einen inneren Kompass, ein Wertesystem, dass
ganz tief mit meinem wahren Selbst verbunden ist. Jeder Wachstumsschritt in
unserem Leben fordert uns heraus, uns mit unseren tiefsten Werten auseinander
zu setzen. Das bedeutet, den Stern oder dem Licht zu folgen.
Werte sind ethische, moralische und
soziale Orientierungen wie z.B. Liebe, Freiheit, Ehrlichkeit, Mitgefühl,
Kreativität, Reichtum, Einfluss…. Je
nachdem, welche Werte mir besonders wichtig sind, beurteile ich menschliches
Verhalten – mein eigenes und auch das anderer Menschen.
Schreibe nacheinander all das auf, was dir zu der Frage einfällt: Was ist mir persönlich wichtig?
Es kann eine Inspiration sein, mit
anderen Menschen über diese Liste zu sprechen. Frage einige Freunde, was sie
für Werte haben. Welche stimmen mit deinen überein, welche nicht? Wie kannst du
bestimmte Entscheidungen bewusster anhand deiner Werte treffen?
Und: habe Mut, diesem Licht zu folgen!
Du bist in der zweiten Phase der Geburt…
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(Susanne und Jan
von Wille)
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