Mittwoch, 9. Dezember 2015

Kraft aus der Stille schöpfen


Alle Dinge sind rastlos tätig, kein Mensch kann alles ausdrücken, nie wird ein Auge satt, wenn es beobachtet, nie wird ein Ohr vom Hören voll (Kohelet 1, 8).

Um wie viel mehr ist es daher not-wendig, dass der Mensch Pausen einlegt, in denen er die Erfahrung der Stille macht. Sooft ich unter vielen Menschen weilte, war ich beim Heimgehen weniger Mensch, schreibt der stoische Philosoph Seneca. Machen wir nicht auch dieselbe Erfahrung nach langen Unterhaltungen? Wir sollten lieber schweigen als zu viel reden, denn es ist nicht einfach, beim Reden das rechte Maß zu finden. Möchten wir, dass unsere Innerlichkeit schneller zur Entfaltung kommt und wir mehr aus unserer Mitte leben, so ist es ratsam, sich immer wieder in die Stille zurückzuziehen. Dies kann zum Beispiel eingeübt werden durch eine einfache alte christliche Gebetsweise, die sich „Ruhegebet“ nennt. Wenn Jesus immer wieder in die Einsamkeit ging, um im Gebet mit seinem himmlischen Vater allein zu sein, um wie viel mehr haben wir es nötig, das Eine, die Stille, immer wieder dem Vielen vorzuziehen?

- Nur der kann sicher in der Öffentlichkeit auftreten, der auch gern im Verborgenen bleibt und die Stille liebt.

- Nur der ist sicher im Sprechen, der auch gern schweigt.

- Nur der kann sichere Entscheidungen treffen, der in sich ruht und einen weiten Blick hat.

- Nur der kann sich wahrhaft freuen, dessen Leben äußerlich und innerlich geordnet ist.

(Peter Dyckhoff- Ruhegebet)


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