Alle Dinge sind rastlos tätig, kein Mensch kann alles
ausdrücken, nie wird ein Auge satt, wenn es beobachtet, nie wird ein Ohr vom
Hören voll (Kohelet 1, 8).
Um wie viel mehr ist es daher not-wendig, dass der Mensch
Pausen einlegt, in denen er die Erfahrung der Stille macht. Sooft ich unter
vielen Menschen weilte, war ich beim Heimgehen weniger Mensch, schreibt der
stoische Philosoph Seneca. Machen wir nicht auch dieselbe Erfahrung nach langen
Unterhaltungen? Wir sollten lieber schweigen als zu viel reden, denn es ist
nicht einfach, beim Reden das rechte Maß zu finden. Möchten wir, dass unsere
Innerlichkeit schneller zur Entfaltung kommt und wir mehr aus unserer Mitte
leben, so ist es ratsam, sich immer wieder in die Stille zurückzuziehen. Dies
kann zum Beispiel eingeübt werden durch eine einfache alte christliche
Gebetsweise, die sich „Ruhegebet“ nennt. Wenn Jesus immer wieder in die
Einsamkeit ging, um im Gebet mit seinem himmlischen Vater allein zu sein, um
wie viel mehr haben wir es nötig, das Eine, die Stille, immer wieder dem Vielen
vorzuziehen?
- Nur der kann sicher in der Öffentlichkeit auftreten, der
auch gern im Verborgenen bleibt und die Stille liebt.
- Nur der ist sicher im Sprechen, der auch gern schweigt.
- Nur der kann sichere Entscheidungen treffen, der in sich
ruht und einen weiten Blick hat.
- Nur der kann sich wahrhaft freuen, dessen Leben äußerlich
und innerlich geordnet ist.
(Peter Dyckhoff- Ruhegebet)
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