Montag, 14. Dezember 2015

Christliche Meditation im Stil des Zen



St. Ottilien, 11. – 13.12.2015
Christliche Meditation im Stil des Zen „Seid wachsam und haltet Euch bereit!“ 
Was gibt es Schöneres, als ein Adventswochenende in der klösterlichen Umgebung von St. Ottilien zu verbringen. Uns selbst in der Jahresendzeit etwas Gutes tun. Zur Ruhe kommen. Und die Ruhe kann sehr laut sein, wie wir im Laufe des Seminars „Christliche Meditation im Stil des Zen“ lernen.
Runterkommen und Eintauchen
Einige bekannte Gesichter und sogar bis aus Italien angereiste Teilnehmer treffen sich am Freitagabend beim Abendessen und Kurseinstieg mit Pater Augustinus. Pater Augustinus verkörpert das, was er lehrt - Meditation, Qi Gong, Yoga, spirituelle Impulse - eine wohltuende Mischung, um die eigene Mitte zu finden.
Unsere Erwartungen? Sie sind vielfältig. Nach einer Vorstellungsrunde zieht jeder Teilnehmer einen Spruch, der ihn im Moment am meisten anspricht. Ich wähle Friedel-Marie Kuhlmann: „Die Stille ist das Atemholen der Welt.“ – Ja, das ist es, was ich an diesem Wochenende möchte. Atemholen. Stille. Inspiration. Auszeit vom stressigen Alltag.
"Die Stille ist das Atemholen der Welt.“(Friedel-Marie Kuhlmann)

ZaZen

Das Wort finde ich klasse. Es heißt so viel wie Sitzmediation. Doch der Kurs ist viel mehr. Pater Augustinus gestaltet die Tage kurzweilig und wunderbar für alle Teilnehmer. Jeder nimmt für sich wertvolle Impulse mit. Früh morgens um 7h beginnt der Tag mit einer gemeinsamen Teezeremonie und jeder gibt jedem zum Guten Morgen Gruß die Hand. Man blickt in fröhliche Gesichter und spürt förmlich, dass die Gemeinschaft der Gruppe gut tut. Weiter geht’s mit Yoga Übungen, Qi Gong und Meditation – danach schmeckt das Frühstück besonders gut. Über den Tag verteilt machen wir Gehmeditationen,  auch im schönen Klostergarten, bekommen Impulse vorgetragen und üben uns in ZaZen Meditation.
Mein persönliches Hightlight sind die Klangschalen. Wir liegen auf dem Rücken und Pater Augustinus versetzt unsere Energiebahnen mit den schönen und unterschiedlichen Klängen in Schwingung. Die Klangschalen werden neben und auf dem Körper aufgesetzt. Auf diese Weise überträgt sich der Schall des erzeugten Tons auf den Körper. Hilft tatsächlich gegen Stress und wirkt entspannend und beruhigend. Schon nach einem Tag im Kloster spüren wir alle viel Energie – St. Ottilien wird für uns wahrlich zur Kraftquelle.
Wer kommt ins Kloster?
- Mögen sich einige fragen. Welche Menschen trifft man hier? Es ist eine Vielzahl an unterschiedlichsten Menschen hier, mit spannenden Geschichten und Lebensläufen. Alt und jung, vom Manager bis zum Studenten, eine bunte Mischung. Neben dem Schweigen sind die Gespräche in der Gruppe eine wohltuende Bereicherung im Kurs. In kurzer Zeit werden sich die  Gruppenteilnehmer vertraut – im Schutz der Klostermauern erreichen die Gesprächsthemen einen in der Außenwelt selten erlebten Tiefgang, obwohl man sich doch kaum kennt. Bereits am ersten Abend stellt uns Pater Augustinus Fragen, die wir in der Gruppe kontrovers diskutieren: „Vertrauen ist gut. Kontrolle ist besser?“, „Ist unsere Gesellschaft kälter geworden?“, letztere beantworten einige mit „nein“ – es komme schließlich auf einen selbst an, mit wem man sich umgibt und wie wir selbst auf Menschen zugehen, wir alle sind ja letztendlich „die Gesellschaft“.
Die Erfahrungen mit dem Schweigen
Den ganzen Samstag über ist Schweigen angesagt. Für mich persönlich eine angenehme Erfahrung. In der Stille kann es innen ganz laut sein. Man ist mehr im Innen als im Außen. Beim Mittagessen mit allen Gruppen hört man nur die fünfzig Löffel klappern. Eine lustige Situation. Neben der Stille wird nach dem Schweigen aber auch viel gelacht. Pater Augustinus bringt uns immer wieder zum Lachen oder zaubert ein Lächeln auf die Gesichter.
Tansania
Aufgelöst wird das Schweigen am Samstagabend. Erst mal ist es ungewöhnlich – wir haben uns alle schon an diese angenehme Ruhe gewöhnt. Als wir in der Gruppe im Kerzenschein sitzen sagt eine Teilnehmerin. „Komisch, jetzt dürfen wir wieder reden und jetzt wollen wir gar nicht.“ Am Abend werden wir noch mit Punsch und Plätzchen verwöhnt und Bruder Jesaja hält für uns einen Vortrag aus seiner zweijährigen Mission im Ordenshospital in Tansania. Er ist gelernter Mediziner und spielt wunderbar Geige, wovon wir uns mit adventlichen Klängen auch noch überzeugen können.
Sonntag
Die Gottesdienste in der Klosterkirche sind besonders schön. Die Stimmen der Pater und die Atmosphäre dort haben ihren eigenen Charm. Spannende Lebensgeschichten runden den Sonntag zum Kursende beim Mittagessen ab. Ein schöner Spruch einer lebensfrohen über siebzig jährigen Teilnehmerin, die aus einem Buchtitel zitiert: „Alt werden beginnt im Kopf. Jung bleiben auch.“
Was wir mitnehmen und was bleibt
In der abschließenden Feedbackrunde wünschen sich ganz viele Teilnehmer, dass das am Wochenende Gelernte und Erfahrende noch ganz lange hält. Jeder findet lobende Worte und große Dankbarkeit für Pater Augustinus. Die Herausforderung ist nun, die Stille und die Übungen in den Alltag zu integrieren.

Pater Augustinus hat den Kurs so wunderbar gestaltet. Dafür danken wir ihm alle sehr. Und haben alle fest vor, im nächsten Jahr wieder in St. Ottilien zu sein. Wir nehmen uns noch den leckeren selbst gemachten Kuchen der Klosterbäckerei mit nach Hause und bringen so ein weniger St. Ottilien auch nach München mit zurück.
Anne Gfrerer

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