St.
Ottilien, 11. – 13.12.2015
Christliche
Meditation im Stil des Zen „Seid wachsam und haltet Euch bereit!“
Was
gibt es Schöneres, als ein Adventswochenende in der klösterlichen Umgebung von
St. Ottilien zu verbringen. Uns selbst in der Jahresendzeit etwas Gutes tun.
Zur Ruhe kommen. Und die Ruhe kann sehr laut sein, wie wir im Laufe des
Seminars „Christliche Meditation im Stil des Zen“ lernen.
Runterkommen
und Eintauchen
Einige
bekannte Gesichter und sogar bis aus Italien angereiste Teilnehmer treffen sich
am Freitagabend beim Abendessen und Kurseinstieg mit Pater Augustinus. Pater
Augustinus verkörpert das, was er lehrt - Meditation, Qi Gong, Yoga,
spirituelle Impulse - eine wohltuende Mischung, um die eigene Mitte zu finden.
Unsere
Erwartungen? Sie sind vielfältig. Nach einer Vorstellungsrunde zieht jeder
Teilnehmer einen Spruch, der ihn im Moment am meisten anspricht. Ich wähle
Friedel-Marie Kuhlmann: „Die Stille ist das Atemholen der Welt.“ – Ja, das ist
es, was ich an diesem Wochenende möchte. Atemholen. Stille. Inspiration.
Auszeit vom stressigen Alltag.
"Die Stille ist das Atemholen der Welt.“(Friedel-Marie Kuhlmann) |
ZaZen
Das Wort finde ich klasse. Es heißt so viel wie Sitzmediation. Doch der Kurs ist viel mehr. Pater Augustinus gestaltet die Tage kurzweilig und wunderbar für alle Teilnehmer. Jeder nimmt für sich wertvolle Impulse mit. Früh morgens um 7h beginnt der Tag mit einer gemeinsamen Teezeremonie und jeder gibt jedem zum Guten Morgen Gruß die Hand. Man blickt in fröhliche Gesichter und spürt förmlich, dass die Gemeinschaft der Gruppe gut tut. Weiter geht’s mit Yoga Übungen, Qi Gong und Meditation – danach schmeckt das Frühstück besonders gut. Über den Tag verteilt machen wir Gehmeditationen, auch im schönen Klostergarten, bekommen Impulse vorgetragen und üben uns in ZaZen Meditation.
Mein
persönliches Hightlight sind die Klangschalen. Wir liegen auf dem Rücken und
Pater Augustinus versetzt unsere Energiebahnen mit den schönen und
unterschiedlichen Klängen in Schwingung. Die Klangschalen werden neben und auf
dem Körper aufgesetzt. Auf diese Weise überträgt sich der Schall des erzeugten
Tons auf den Körper. Hilft tatsächlich gegen Stress und wirkt entspannend und beruhigend.
Schon nach einem Tag im Kloster spüren wir alle viel Energie – St. Ottilien
wird für uns wahrlich zur Kraftquelle.
Wer
kommt ins Kloster?
-
Mögen sich einige fragen. Welche Menschen trifft man hier? Es ist eine Vielzahl
an unterschiedlichsten Menschen hier, mit spannenden Geschichten und
Lebensläufen. Alt und jung, vom Manager bis zum Studenten, eine bunte Mischung.
Neben dem Schweigen sind die Gespräche in der Gruppe eine wohltuende
Bereicherung im Kurs. In kurzer Zeit werden sich die Gruppenteilnehmer vertraut – im Schutz der
Klostermauern erreichen die Gesprächsthemen einen in der Außenwelt selten
erlebten Tiefgang, obwohl man sich doch kaum kennt. Bereits am ersten Abend
stellt uns Pater Augustinus Fragen, die wir in der Gruppe kontrovers diskutieren:
„Vertrauen ist gut. Kontrolle ist besser?“, „Ist unsere Gesellschaft kälter
geworden?“, letztere beantworten einige mit „nein“ – es komme schließlich auf
einen selbst an, mit wem man sich umgibt und wie wir selbst auf Menschen
zugehen, wir alle sind ja letztendlich „die Gesellschaft“.
Die
Erfahrungen mit dem Schweigen
Den
ganzen Samstag über ist Schweigen angesagt. Für mich persönlich eine angenehme
Erfahrung. In der Stille kann es innen ganz laut sein. Man ist mehr im Innen
als im Außen. Beim Mittagessen mit allen Gruppen hört man nur die fünfzig
Löffel klappern. Eine lustige Situation. Neben der Stille wird nach dem
Schweigen aber auch viel gelacht. Pater Augustinus bringt uns immer wieder zum
Lachen oder zaubert ein Lächeln auf die Gesichter.
Tansania
Aufgelöst
wird das Schweigen am Samstagabend. Erst mal ist es ungewöhnlich – wir haben
uns alle schon an diese angenehme Ruhe gewöhnt. Als wir in der Gruppe im
Kerzenschein sitzen sagt eine Teilnehmerin. „Komisch, jetzt dürfen wir wieder
reden und jetzt wollen wir gar nicht.“ Am Abend werden wir noch mit Punsch und
Plätzchen verwöhnt und Bruder Jesaja hält für uns einen Vortrag aus seiner
zweijährigen Mission im Ordenshospital in Tansania. Er ist gelernter Mediziner und
spielt wunderbar Geige, wovon wir uns mit adventlichen Klängen auch noch
überzeugen können.
Sonntag
Die
Gottesdienste in der Klosterkirche sind besonders schön. Die Stimmen der Pater
und die Atmosphäre dort haben ihren eigenen Charm. Spannende Lebensgeschichten
runden den Sonntag zum Kursende beim Mittagessen ab. Ein schöner Spruch einer
lebensfrohen über siebzig jährigen Teilnehmerin, die aus einem Buchtitel
zitiert: „Alt werden beginnt im Kopf. Jung bleiben auch.“
In
der abschließenden Feedbackrunde wünschen sich ganz viele Teilnehmer, dass das
am Wochenende Gelernte und Erfahrende noch ganz lange hält. Jeder findet
lobende Worte und große Dankbarkeit für Pater Augustinus. Die Herausforderung
ist nun, die Stille und die Übungen in den Alltag zu integrieren.
Pater
Augustinus hat den Kurs so wunderbar gestaltet. Dafür danken wir ihm alle sehr.
Und haben alle fest vor, im nächsten Jahr wieder in St. Ottilien zu sein. Wir
nehmen uns noch den leckeren selbst gemachten Kuchen der Klosterbäckerei mit
nach Hause und bringen so ein weniger St. Ottilien auch nach München mit
zurück.
Anne
Gfrerer
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen