Donnerstag, 1. September 2016

Pilgerweg von La Verna über Gubbio nach Assisi




Pilgern auf den Spuren des Hl. Franziskus

17.05. – 28.05.2016
Reisebericht/Tagebuch

Dienstag, 17. Mai 2016
Nachdem über die Pfingsttage die Eisheiligen ihrem Namen alle Ehre mit Regen, Wind und teils Hagel gemacht haben, können wir uns trockenen Fußes, wenn auch bei kaum 10° um 7.00 Uhr morgens am Münchner Hauptbahnhof treffen.
Ich versorge mich mit Kaffee und Brezel und werde dabei schon von Augustinus überrascht und begrüßt. Der erste Teil der Gruppe hat sich schon eingefunden, die restlichen Mitwanderer treffen wir am Gleis 11, wo auch unser Zug nach Bologna abfährt. Es fehlt nur noch Georg aus Schmiechen-Merching, doch auch er trifft kurz vor halb acht ein. So steigen wir nach einem Segen von Augustinus in den Zug ein.
Auf dem Weg Richtung Berge ist die Landschaft noch Wolkenverhangen. Oben auf den Bergkuppen liegt Neuschnee. Im Zug wird schon fleißig geplaudert und über bisherige Pilgererlebnisse erzählt.
Die Zeit vergeht schnell während der Fahrt über den Brenner, vorbei an Brixen und Bozen, was landschaftlich immer ein Highlight ist. In Bologna heißt es umsteigen in den Eurostar; wir müssen drei Etagen tiefer, der Bahnhof ist relativ neu gebaut, erinnert eher an einen Flughafen. Nächster Umstieg in Florenz, wo es geschäftig zugeht, weiter mit einem Regionalzug nach Arezzo. Letzter Umstieg bis nach Bibiana. Es ist inzwischen ca. 17.45 Uhr. Wir werden von einem eigens bestellten Bus abgeholt, der uns nach gut 25 km bis nach La Verna bringt. Die Gegend ist wunderbar hügelig, dicht bewachsen und bewaldet, die Akazienbäume blühen in üppigem beige-weiß, dazwischen der gelbe Ginster. Es sieht überhaupt so aus, als wäre hier schon seit einem Monat der Sommer in vollem Gange.
Kurz vor 19.00 Uhr kommen wir in La Verna an, das oben am Hang liegt. Wir beziehen in der Klosteranlage unsere Zimmer und treffen uns um 19.45 Uhr zum Essen. Das beginnt vielversprechend mit Wein, Nudelsuppe, Melone mit Schinken zur Vorspeise; dann kommt Mangold und Salat dazu. So speisen wir zufrieden und warten auf den Hauptgang, der aber nicht mehr kommt. Also wird die Schüssel Obst, die am Tisch steht, verspeist. Reicht auch!!!
Um 21.00 Uhr ist Messe in der Capella San Lorenzo, die nicht einfach zu finden ist. Wir besinnen uns auf Pater Augustinus Worte indem wir die Tage auf dem Franziskusweg nutzen sollen, um zur Ruhe zu kommen und zu uns selbst zu finden. Unsere Mitpilgerin Ingrid hat die Lieder mit ihrer Flöte begleitet.

(Renate Eigner)
Mittwoch, 18. Mai 2016
Nach einer ersten Nacht hinter dicken Klostermauern versammeln wir uns in der Kapelle zu einem Morgenlob mit Gebet und Gesang und erbitten Gottes Segen für unsere erste Pilgeretappe. Zunächst geht es jedoch zum Frühstück und anschließend sollen wir eine Führung durch die Klosteranlage La Verna erhalten, die uns noch lange in Erinnerung bleiben wird. Tiziana hieß die junge Franziskanerin, die sich im ersten Jahr nach Ablegung ihrer ewigen Klostergelübde befindet. Mit großer persönlicher Ausstrahlung erklärte sie uns das Wirken des Hl. Franziskus in La Verna sowie das Entstehen der Kapelle und der Basilika dort. Ihre Ausführungen in englischer Sprache übersetzte Wilfried für uns Pilger.
Für Franziskus, der von 1181 bis 1226 lebte, war La Verna ein bevorzugter Ort, an den der sich ab dem Jahr 1212 des Öfteren zurückzog , insbesondere auch in die nahegelegene Einsiedelei "Eremo della Carceri". So betete Franziskus bereits in der Kapelle "S. Maria degli Angeli" in La Verna. Dieser Ort war es auch, in dem Franziskus im September 1224 und damit zwei Jahre vor seinem Tod am eigenen Körper die Wundmale Christi (Stigmata) erhielt. Um den wachsenden Pilgerströmen nach dem Tode von Franziskus 1226 auch in La Verna gerecht werden zu können, wurde die Basilika gebaut. Diese ist der heiligen Maria geweiht.
 In eindrucksvollen Darstellungen des italienischen Künstlers Andrea della Robbia wird sowohl die Verkündigung Marias durch den Engel des Herrn, als auch die Geburt Christi als zentrale Botschaft festgehalten. Das Jesuskind blickt bereits als Kind auf die Menschen und geht für die Menschen letztlich auch in den Tod. In vielen Wandgemälden (über 20) sind die dezentralen Lebensstationen von Franziskus in La Verna dargestellt. 
Um 11.00 Uhr beginnt unsere erste Pilgeretappe, nachdem wir uns bei Schwester Tiziana für ihre anschauliche Führung bedankt haben. Über den Monte Penna gehen wir bei sonnigem Wetter über teilweise noch nasse Wege, da es in den Vortagen intensiv geregnet hatte. Über den Monte Calvano (1254 m) geht es über bewaldetes Gelände schließlich auf die Straße die uns um 17.00 Uhr zum Ziel unserer Etappe führt: Pieve Santo Stefano. Nach dem Bezug unserer Nachtquartiere in Mehrbettzimmern gibt es – zumindest für uns ungeduldige Männer – ein kühles Bier. Nach einer frischen Dusche feiern wir unseren ersten Gottesdienst nach einer Pilgeretappe unter freiem Himmel. Am Ende des Gottesdienstes befragt uns Pater Augustinus jeweils nach seinen individuellen Erfahrungen am Ende des Tages. Schließlich begeben wir uns zum Abendessen nach einer anstrengenden Wanderung. Bei Wasser und vor allem Rotwein sowie einem ausgiebigem Pilgermahl lassen wir den Tag ausklingen und regenerieren uns in der Nacht um die Herausforderung des bevorstehenden Tages anzunehmen.
Mit dem Impulsthema des Tages: "Demut" begeben wir uns zur Nachtruhe.
(Georg Herrmann)
Donnerstag, 19.05.2016
Der 3. Tag unserer Pilgerwanderung.
Wir starten den Tag um 7.00 Uhr gemeinsam mit Singen und Beten.
Anschließend gibt es Frühstück (mit sehr viel Dolce).
Bei bewölktem Himmel beginnen wir unsere heutige Etappe;
unser Ziel: Sansepolcro
Bereits um 10.00 Uhr fängt es an zu regnen (12°). Der Regen begleitet uns den ganzen Tag über.
Wir erreichen den höchsten Punkt (680 m) gegen Mittag. Von nun an ging's bergab!!!
12.30 Uhr Pause oberhalb vom Stausee; baldiger Aufbruch wegen starken Regenschauern.
In Santa Fiori (ca. 2 km vor Sansepolcro) machen wir eine Kaffeepause.
Am Ortseingang sieht P. Augustinus eine Kirche und wir müssen/dürfen zum Gebet!
Sansepolcro: Ankunft im Hotel Albergo Orfeo um 16.59 Uhr
(vsl. Ankunftszeit lt. Wilfried: 17.00 Uhr; eine Minute zu früh!!!!)
Endlich können wir unsere feuchten Sachen ausziehen.
Nach der hl. Messe in der Kirche zum hl. Franziskus gibt es Abendessen in unserem Hotel.
Bei sehr gutem Essen mit sehr, sehr gutem Rotwein vergessen wir alle Strapazen dieses Regentages.
(Uschi Oberhofer)
Der Spruch des Tages:
Das Wetter ist gut
(P. Augustinus aus St. Ottilien)

Freitag, 20. Mai 2016
Sansepolcro-Citerna
Morgen (8.15 Uhr) gehen wir nach dem Gebet und Frühstück noch ein Stück durch die wunderschöne Altstadt von Sansepolcro. Zwei Frauen rufen uns zu: "Ah, Monte Cascale". Auf einer Fahrstraße geht es den Berg hinauf, vorbei an schönen Olivenbäumen. Ein Mann in kleinem Jeep, der es kaum den Berg hinauf schafft, passiert uns. Er fängt uns ab - wir sind falsch gelaufen!
"iI Pastore" so nenne ich ihn, führt uns zurück auf den ausgeschilderten Weg. Im Regen geht es einen felsigen und matschigen Bergpfad steil hinauf. Bald ist unsere einzige Sorge: heil oben ankommen. Rutschen, Klettern, mit dem Stock abstützen. Regenschirme werden eingeklappt und irgendwo angehängt. Wir schaffen es  a l l e. Ganz unverdrossen auch unser Senior Herbert mit seinen 78 Jahren.
Das Kloster ist zwar geschlossen, aber es gibt einen großen Gastraum für die Pilger. Auch andere Pilger treffen zwischenzeitlich noch ein. Wir breiten unsere nassen Sachen aus und vespern. Verschlammt sind wir, aber glücklich und zufrieden mit unserer Leistung. P. Augustinus lädt noch zu einer Kapellenbesichtigung ein. Dann brechen wir auf. Wir gehen eine Fahrstraße lockeren Schrittes bergab und landen am Ausgangspunkt: Sansepolcro.
Jetzt gibt es das erste Eis unserer Tour; welch ein Genuss.
Wilfried geht mit dem Navi voraus. An der Straße entlang, durch Felder mit Mohn. Der Feldweg endet an einem schönen Tor zu einem Hofgut direkt am Tiber.
**Anmerkung: Uschi Oberhofer
Die erwartete Brücke über den Tiber gibt es hier nicht; großer Umweg wäre für uns Pilger erforderlich. P. Augustinus und Wilfried suchen Hilfe bei den Hausbewohnern und organisieren mit ihnen zusammen einen Bus. Wir stehen in der Zwischenzeit im Garten und warten geduldig. Der Bus bringt uns ca. 25 km weiter den Berg hinauf zu unserer schönen Herberge mit Swimmingpool und wunderbarer Aussicht. Zu Fuß hätten wir das heute wohl nicht mehr geschafft.
Jetzt ist Hosenwaschen angesagt und dann findet der Gottesdienst im gepflegten Garten statt.
(Ingrid Ganter)
Samstag, 21. Mai 2016
Nach dem Regen und schlammigen Wegen von gestern, scheint heute von früh weg die Sonne von einem fast wolkenlosen Himmel. Nach dem Gebet und wohltuenden Gymnastikübungen - die gute Laune machen- alles im Freien bei blauem Himmel und Sonne – gibt es ein gutes Frühstück, anschließend machen wir uns auf den Weg von unserer Unterkunft Agriturismo Le Burgne aus in Richtung Citta di Castello; zuerst abwärts. Wir wandern durch eine schöne Landschaft, sanfte grüne Hügel, in denen einsame Häuser stehen, umgeben von schlanken Zypressen, durch Olivenhaine auch Weinpflanzungen, auf den Wiesen die roten Mohnblumen. Dann geht es auf und ab, durch das kleine Dorf Lerchi; dann nach einem längeren Anstieg-  die Mittagspause. Zum Schluss noch ein Lied vor der Marienstatue: "Gegrüßet seist du Maria".  Weiter auf und ab, dann der erste Ausblick auf unser Ziel: Citta di Castello; ein Häusermeer mit rostbraunen Dächern inmitten der grünen Hügel. Die Straße geht steil abwärts. In der Stadt angekommen – Bier und Cappuccino in einer der vielen Bars; dann erreichen wir unser Ziel, das Hotel Umbria.
Um 18.30 Uhr gehen wir dann zur Kirche Santi Florido e Amanzio. Da aber oben die Vorabendmesse stattfindet, ist unsere Messe in der Krypta (groß, wunderschöne Decke).
Anschließend Abendessen mit Vino Rosso, Pasta usw.
Ein schöner Pilgertag geht zu Ende.
(Gisela Wirth)

Sonntag, 22. Mai 2016
Nach relativ schlafloser Nacht (2 Schnarch-Brüder), Abmarsch gegen 8.15 Uhr.
Blauer Himmel; vorbei am Stadtfriedhof auf schönen Wegen durch verschiedene Gehöfte. Tolle Aussichten – Schatten und Sonne im Wechsel. Immer bergauf.
Schild nach Pietralunga: 6.55 Std.
Gegen 10.00 Uhr Kaffeepause. Unser SCOUT trinkt das erste Bier!
Danach gings weiter quasi nur auf befestigten Straßen.
Es wird wärmer bis 31°. Gegen 12.00 Uhr – zweite Pause im Stroh bei den Schweinen – die waren auch sehr durstig. Georg d. Jüngere schläft auf Heuballen neben einer Mistgabel. Augustinus ordnet den Aufbruch in 6-7-8---Minuten an.
Weiter über den Berg Condeggio (649 m).
Nächster Stopp: Kirche Pieve de Saddi - war zu. Wasser auftanken.
16.15 Uhr Ankunft im Hotel. Augustinus macht wie immer Zimmer Check mit Einteilung und heftiger Diskussion mit Inhaber.
Nächste Anordnung: 18.30 Uhr Gottesdienst – danach Abendessen.
Sehr gutes Abendessen mit den Gastgebern.
Augustinus massiert Georg d. Älteren und Uschi.
Peter bietet Fußmassage an – Gute Nacht ihr Füße!
(Peter Barth)
Montag, 23.05.2016
Für mich eine gute Nacht. Peter hatte ausgiebig meine Füße gepflegt.
Nach einem "süßen Frühstück" ohne Salami und Schinken (!) starten wir gut gelaunt, weil super nette Wirtsleute uns mit tollem Abendessen versorgt haben.
Leichte Hügel (?), flache Täler.
Unsere Mittagspause wurde von P. Augustinus mit einer Melone gekrönt!
Bei gemischtem Wetter kamen wir nach 33 km in Gubbio gegen 17.30 Uhr im Hotel an. Am Abend nach der Kirche fahren wir mit dem Auto in ein sehr schönes italienisches Lokal um wieder einmal mit gutem Essen versorgt zu werden. Neben Pasta, Hühnchen und Salat der gute Rot- und Weißwein.
An diesem Abend erhielt unser Herbert im Hotel diese Nachricht:

Sie können die Eltern anrufen, die zum Hotel kommen müssen, die das Mädchen kam, die im Restaurant zu bringen hat


(Georg Knoblauch)

Dienstag, 24.05.2016
8.45 Uhr Morgengebet, 9.00 Uhr reichliches, gutes Frühstück im Hotel San Marco in Gubbio.
Anschließend gehen wir durch die Stadt Gubbio über den Markt zum Dom, die Treppen hoch, schöne Aussicht über Gubbio. Die Kathedrale ist romanisch. Nun wieder abwärts.
Heute ist unser Thema: Stille und die Legende von der Hl. Klara.
Überall hingen Tücher an den Fenstern, das bedeutet, dass am 15. Mai der Stein mit dem der Hl. Franziskus den Wolf besiegt hatte, in einer Prozession durch die Straßen getragen wurde.
10.30 Uhr wieder auf dem Pilgerweg von Gubbio nach Biscina.
An der Kapelle "Santa Maria della Vittoria" vorbei. Hier begegnete Franziskus zum ersten Mal dem Wolf und besiegte ihn.

Wir gehen weiter auf dem "Friedensweg" von Gubbio nach Assisi, hier ist Franziskus vor seinem Vater geflohen.
Schweigend gingen wir ganz gerade am Bach entlang. Nach einer Trinkpause verhinderte ein überqueren eines Baches den Weg. Über eine Brücke kamen wir wieder auf unseren Weg. Nach leichtem Anstieg noch mal schöner Rückblick auf Gubbio. Hier auf einer Wiese um 12.45 Uhr Mittagspause wegen leichtem Regen nach 25 Min. Aufbruch. Der Regen dauerte aber nicht lange. In der "Stille" der Natur und leichtem Anstieg kam auch mal die Sonne hindurch. Schöne Ausblicke über das Land Umbrien. Mein Spruch: Die äußere Stille hilft meiner Seele zur Ruhe zu kommen.
Um 16.00 Uhr sollten wir einen Bach mit wackeligen Steinen überqueren. 5 Leute gingen rüber. 8 Leute gingen wieder zurück um einen anderen Weg zu finden. Mussten aber wieder zurück zum Bach. Mit Stockeinsatz und am Seil einhalten, kamen wir gut rüber. Weiter ging es auf schmalen, patzigen Wegen nach oben.
Um 19.30 Uhr kamen wir in unserer Unterkunft, einem schön gelegenen Haus mit einer traumhaften Aussicht und großem Swimmingpool an. Wir konnten uns noch Duschen und umziehen. Heute leider keine Messe.
Um 20.00 Uhr gutes Abendessen.
Müde gingen wir nach dem langen Pilgertag ins Bett.
Ca. 22 km sind wir heute gegangen.
Danke lieber Gott, dass wir alle wieder gut angekommen sind.
(Marianne Kachelriß)

Mitwoch, 25.05.2016 (9. Pilgertag)
Biscina nach Valfabbrica
Gezeichnet von den Strapazen vom Vortag hatten wir alle eine gute, erholsame Nacht hinter uns. Wir waren auf 2 Häuser des Agriturismo-Betriebes Tenuta di Biscina verteilt. Um 8.30 Uhr trafen wir uns im Frühstücksraum zur Morgenandacht. P. Augustinus stellte in seiner Ansprache das
Thema "Freiheit" in den Mittelpunkt.
In der Morgenandacht aber auch bei der abendlichen Messfeier sprach P. Augustinus das Thema "Freiheit" an. Freiheit wie wir sie kennen ist für uns zur Selbstverständlichkeit geworden. Aber wie war die Freiheit des eigenen Lebens der Klara von Assisi damals? Freiheit war zu dieser Zeit kein Gut für alle Menschen, sondern Privileg der Gebildeten und der Oberschichten, denen die unfreien Sklaven und unterdrückten Völker gegenüberstanden. Der Begriff "Freiheit" beschreibt im neuen Testament vor allem eine religiöse Qualität. Der Apostel Paulus hat das stoaische Freiheitsverständnis aufgreifend christlich formuliert - der Christ sei im religiösen Sinne frei von Gesetz, Sünde und Tod (Römerbrief Kap.6-8). Für die Freiheit hat uns Christus befreit, darum ...lasst euch nicht wieder unter ein Joch der Knechtschaft bringen (Gal.5.1).
Nach allem was wir von Klara wissen, hat der zwölf Jahre ältere Franz von Assisi sie in ihrem Entschluss bestärkt, selbst über ihr Leben zu bestimmen. Sie verließ in der Nacht zum 19. März 1212 ihre Adelsburg und versteckte sich bei den Benediktinerinnen von San Paolo delle Abbadesse.  Klaras Mut und Gottvertrauen hat viele ihrer Zeitgenossen beeindruckt. So trat sie bei einem Überfall der Sarazenen im Jahre 1240 diesen mit einer Monstranz entgegen - seitdem ist ihr ikonographisches Heiligen Attribut die Monstranz.
Bis zu ihrem Tode blieb Klara in der Klausur des Klosters San Damiano und lebte nach der von ihr  1216-17 geschriebenen Ordensregel, die nach ihren Worten darin bestand, "einfach das Evangelium unseres Herrn Jesus Christus zu beachten". Sie kämpfte bis zum Ende ihres Lebens um die kirchliche Anerkennung dieser Lebensform - um das "Privileg der Armut". Die Anerkennung der Ordensregel gewährte ihr Papst Innozenz IV erst auf ihrem Sterbebett. Die Bulle Solet annuere vom 9.August 1213 wurde Klara am 10.August überbracht, am 11.August starb Klara.
Die Ordensregel der Klarissen war die erste Ordensregel der Geschichte, die eine Frau für Frauen geschrieben hatte. Sie war für die damalige Zeit erstaunlich demokratisch, und betonte insbesondere die Eigenverantwortung jeder einzelnen Schwester. Viele Frauen in ganz Europa fühlten sich davon angesprochen, traten bei den Klarissen ein oder gründeten eigene Klarissenkonvente. Zwei Jahre nach ihrem Tode am 15.August 1255, sprach Papst Alexander IV Klara von Assisi heilig. In dem kleinen Kloster San Damiano, das wir einen Tag später besichtigen konnten, wird das Gedenken an die große Heilige und Ordensgründerin auf eine besonders schöne Weise lebendig gehalten. Im Refektorium, den klösterlichen Speisesaal, steht immer ein Strauß frischer Blumen an dem Platz, an dem Klara vor über 763 Jahren bei den Mahlzeiten saß.
Vor Abmarsch erklärte uns Wilfried die Geschichte um die Burganlage Biscina, die aufgrund der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Perugia und Valfabbrica vollkommen zerstört wurde. Im Mittelalter brachte das Bündnis der Abtei Valfabbrica mit Assisi großen Reichtum. Dieser wurde jedoch durch Meinungsverschiedenheiten mit den Feudalherren ebenfalls zerstört.
Um 9.30 Uhr ging es dann mit herrlichem Ausblick auf den Stausee bergab und immer wieder bergauf, vorbei an alten Gehöften und verlassenen Kirchen. Das Gelände wurde Zusehens immer feuchter und einige kleine Bachläufe mussten überquert werden. Unsere am Vortag gereinigten Schuhe hatten dann wieder den bekannten Anstrich die Farbe "Umbra". Nach mehreren Trinkpausen erreichten wir endlich um 15.15 Uhr den Ort Valfabbrica und finden auch gleich unsere Herberge an der Piazza Pedicino. Herzlicher Empfang von der Herbergsmutter und nach rascher Zimmerverteilung wurde unser Wunsch nach einem "großen" Bier erfüllt. Die Pilgerschar wurde immer größer und der Biertisch bald zu klein. Nach einer kleinen Ortsbegehung hatten wir um 19.00 Uhr eine feierliche Messe nebenan in der Kirche. Die mit dem Schlusslied "O Maria hilf" endete. Ein reichliches Abendessen mit viel Pasta, Salat, Fleisch. Gemüse und natürlich Vino Rosso ließen die Strapazen des Tages rasch vergessen. Im schönen Essraum mit Kreuzgewölbe wurde gesungen und erzählt bis zur späten Stunde.
(Agnes Hirsch und Siegfried Heichele)
Donnerstag, 26.05.2016
Wir treffen uns um 7.30 Uhr zum Frühstück um den Esstisch der Herberge. Die anderen Pilger sind gang geduldig während wir beten.
Vor dem Abmarsch werden noch schnell ein paar Schuhe gebürstet. Wir ahnen schon, dass es umsonst sein könnte, was sich auch bald bestätigt. Wir gehen 10 km, schon eine ganze Weile sehen wir die Festung und die Stadt von Assisi vor uns liegen. Pater Augustinus bittet uns schweigend zu gehen und bewusst anzukommen.

Auf dem Weg zur Basilika müssen wir uns einer Kontrolle unterziehen. "Do you have knife?" Natürlich haben wir alle ein Taschenmesser, manche geben es zu, andere nicht.
In der Unterkirche schaffen wir es, "großer Gott" zu singen, bevor wir freundlich aber bestimmt gebeten werden, in einer Seitenkapelle weiterzumachen. Pater Augustinus ist es wichtig, dass wir auch das "Herr gib uns deinen Frieden" singen. Wir bedanken uns beieinander für den gemeinsamen Weg mit einer Umarmung.
Das Haus der Andrea-Schwestern erreichen wir mal wieder über einen Umweg – wir sind nur einen Steinwurf von der Basilika entfernt -.
Um 16.00 Uhr geht es zur deutschen Führung mit Bruder Thomas. Dieser gestaltet sie interessant und kurzweilig, fast wie eine Predigt! Danach verspüren wir Müdigkeit und Hunger. Kaffee und Bier helfen uns vorerst darüber hinweg. Wir gewinnen erste Eindrücke von der schönen Altstadt mit den vielen Pilgern aus aller Welt.
Gottesdienst können wir in der schlichten und schönen Hauskapelle feiern, wo Flötenspiel und Gesang gut klingen. Das Abendessen ist einfach, aber lecker und dauert nicht lange.
Einige ziehen noch mal los, andere ziehen die Ruhe vor. Der Sonnenuntergang ist ein Schauspiel, das viele Pilger zu schätzen wissen.
Wir sind an einem heiligen Ort angekommen.
(Ingrid Ganter)
Freitag, 27.05.2016
Verweilen in Assisi
Nach einer ruhigen Nacht ist das erste nach dem Aufstehen – der Blick aus dem Fenster – hin zur Basilika, die einfach traumhaft dort auf dem Felsen der Hölle, umbenannt in Felsen des Himmels, gebaut wurde. Das Wetter ist uns gnädig, wir erleben einen wunderschönen Sommertag.
Um 8.00 Uhr ist Treff in der Hauskapelle, wo jeder die Gelegenheit hat sich zu sammeln. Danach gehen wir zum Frühstück in den ersten Stock. Das Frühstück; endlich wieder mal mit Salami und Käse – fein!
Auf der Terrasse der Schwestern stellen wir uns zum Gruppenfoto auf. Um 9.00 Uhr sind wir mit Patrizia, unserer Stadtführerin, die Halb-Italienerin und Halb-Belgierin ist, verabredet. Eine ganz sympathische Frau, die sich bestens auskennt und uns die Geschichte Assisis mit ihren Heiligen sehr lebhaft erzählt.
Bevor wir losgehen, weist sie uns darauf hin, welche Fragen in Italien nicht gestellt werden sollten:
1.       Frage nie, wie das Wetter wird, denn es ist immer schön!
2.       Frage nie, wie weit es noch ist, denn man würde immer zur Antwort bekommen,
dass es nur 200 m sind!
Patrizia erzählt, dass die Basilika aus dem Grunde stufig gebaut wurde, weil auf dem Fels nicht mehr Platz vorhanden war. Schon bald nach dem Tod von Franziskus machten sich immer mehr Pilger auf den Weg nach Assisi, so dass die Stadt schnell wuchs, was auch die drei verschiedenen Stadttore erklärt und die Stadt immer weiter ausgedehnt wurde. Weiter gehen wir die Treppen noch oben, wo die deutschen Schwestern ihr Kloster haben; auf dem erhöhten Weg ergibt sich ein fantastischer Blick auf das Valle della Umbria. Aus der Ferne ist die große Kirche der Santa Maria degli Angeli zu sehen.
Wir werden in die Bischofskirche, den Dom San Rufino geführt, dort befindet sich das Original-romanische Taufbecken. Nächste Station ist das vermeintliche Geburtshaus von Franziskus, der eigentlich auf den Namen Giovanni getauft wurde, aber wegen der Geschäfte seines Vaters, der mit französischen Tüchern und Stoffen handelte, immer als der "kleine Franzose" genannt wurde.
Treppab geht es wieder hinaus und bald haben wir einen schönen Blick auf das Klarissenkloster. Zurück im Zentrum gelangen wir auf den Piazza del Comune, wo die Chiesa di S. Maria sopra Minerva mit ihren 2000 Jahre alten dicken Säulen beeindruckt. Auf der Piazza sind die einstigen Maße und Treppen markiert; unter der Piazza befindet sich ein Museum, wo all dies ausgegraben wurde. Nach einer kurzen Kaffeepause geht es noch zur Basilika S. Chiara, in der sich zum einen die in Wachs gelegten Reliquien der Hl. Klara und zum anderen das Originalkreuz aus San Damiano befinden, welches sich ursprünglich im Kloster San Damiano befand. Dort vor dem Kreuz hatte Franziskus einst die Stimme Gottes vernommen und gefragt "Herr, was soll ich dir tun" vorauf er die Antwort erhielt, er solle die Kirche Gottes wieder aufbauen. Das Kreuz selbst hatten die Klarissinnen einst, als sie das Kloster verlassen mussten, mit nach S. Chiara genommen.
In diesem Jahr soll das Kreuz erstmals wieder für ein paar Tage an seinen ursprünglichen Ort gebracht werden.
Nach gut drei Stunden geht die sehr informative und aufschlussreiche Führung um 12.00 Uhr zu Ende. Augustinus bedankt sich bei Patrizia mit einem Stroh-Sonnenhut, den sie gleich aufprobiert hat.
Bis wir uns um 15.00 Uhr wieder treffen, genießen wir auf ganz unterschiedliche Weise die wunderschöne Stadt.
Anschließend gehen wir gemeinsam hinunter nach San Damiano. Noch einmal durchqueren wir die Altstadt von der Basilika bis zur Porta Nuova. Der Weg führt durch Olivenhaine hinab zur Kirche. In San Damiano dürfen wir zunächst in einer Nebenkapelle unsere Eucharistie feiern. Jetzt kommen die Psalm- und Spruchkarten von Anfang zum Einsatz und wir teilen einander mit, was uns wichtig geworden ist.
Wir sind am Ort an dem die Hl. Klara mit 50 Schwestern auf engstem Raum in größter Einfachheit und Stille bis zu ihrem Tod gelebt hat. Franziskus hat den Platz für sie bereitet und die Brüder dazu verpflichtet, die Schwestern zu besuchen und sie zu versorgen.
Obwohl sie in strenger Klausur gelebt hat, hatte Klara doch Beziehungen zu wichtigen Leuten der Kirche, wie Bischof und Papst, den sie in Briefen gepflegt hatte. Sie war – heute würde man sagen - eine "Netzwerkerin" und konnte vermitteln. Franziskus hat ihren Rat geschätzt.
Klara lebte noch, als 25 Jahre nach dem Tod von Franziskus die Basilika am Weihnachtstag eingeweiht wurde. Sie war jedoch schon sehr krank, so dass sie an der Feier nicht teilnehmen konnte. Sie hat jedoch in einer Art Vision alles von ihrem Krankenbett aus gesehen und ihren Mitschwestern davon berichtet. Sie ist so zur Heiligen des Fernsehens geworden.
Durch Zufall konnten wir an einem Vortrag einer deutschen Ordensschwester teilnehmen, die mit einer Gruppe Studenten unterwegs war und über die Geschichte Klaras erzählte.
Im Anschluss konnten wir gut vorbereitet, die Räume beim Rundgang auf uns wirken lassen.
Nach dem Abendessen treffen wir uns zum krönenden Abschluss auf der Dachterrasse des Klosters. Der Blick zur beleuchteten Basilika, hinunter in die Ebene, steht dem Ambiente eines Grandhotels im Nichts nach.
In der Abschlussrunde zeigt P. Augustinus noch einmal sein Gespür, die passenden Geschenke für uns zu finden, besonders für Wilfried, Georg d. Jüngere, Ingrid und Siegfried für deren Hilfe und Unterstützung er sich besonders bedankte. Jeder in der Runde sollte nochmals seine Eindrücke der vergangenen Tage Revue passieren lassen. Zu mitternächtlicher Stunde entschließen wir uns zu einer "kurzen" Nachtruhe.
Renate, Ingrid und Uschi (das dreamteam)

Samstag, 28.05.2016
Rückreise
Wir treffen uns um 6.15 Uhr zum Frühstück.
Im Anschluss fahren wir mit dem Linienbus zum Bahnhof.
Abfahrt 7.40 Uhr Bahnhof Assisi
Unsere Heimfahrt sollte an diesem Tage von Assisi über Perugia nach Florenz, Verona, München (Ankunft: 18.21 Uhr) mit reservierten Sitzplätzen ein gemütlicher Tag werden.
Die Reise verlief jedoch ganz anders:
Durchgangsbahnhof Firenze Campo di Marte hätten wir umsteigen müssen um den Zug nach Verona zu besteigen.
Leider Missverständnis: wir fahren bis Firenze Hauptbahnhof
Nun Verhandlungen mit Bahn-Mitarbeiter:
Tickets umschreiben; neue Verbindung suchen
vorerst nur Weiterfahrt bis Bologna möglich unsere reservierten Sitzplätze haben wir nun leider nicht mehr;
in Bologna brauchen wir wieder Einverständnis der Bahn, dass unsere Fahrkarten auch für einen andern Zug gelten; nun ganz schnell Gleis 4 suchen und einsteigen.
Mit Glück können manche einen Sitzplatz bis München finden, anderen mussten immer wieder einen neuen freien Platz suchen.
Ankunft in München ca. 20.50 Uhr
Nur kurze Verabschiedung möglich, da jeder schnell noch einen Anschlusszug sucht.
Wir freuen uns auf das Nachtreffen am Samstag, den 16. Juli 2016
(Uschi Oberhofer)
Gedanken zum Pilgern:
·         sich eine Auszeit gönnen
·         sich aufmachen – äußerlich und innerlich
·         mit Leib und Seele unterwegs sein
·         sich auf neue Wege einlassen
·         Stille wahrnehmen
·         guten Worten nachgehen
·         zuhören
·         schweigend nebeneinander hergehen
·         sich der Begleitung Gottes vergewissern
·         Freiheit spüren
·         auf´s Neue Staunen lernen
·         zur Ruhe finden
·         zu Gott finden
·         bei sich selbst ankommen

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