Pilgern auf den Spuren
des Hl. Franziskus
17.05. – 28.05.2016
Reisebericht/Tagebuch
Dienstag, 17. Mai 2016
Nachdem über die Pfingsttage die
Eisheiligen ihrem Namen alle Ehre mit Regen, Wind und teils Hagel gemacht
haben, können wir uns trockenen Fußes, wenn auch bei kaum 10° um 7.00 Uhr
morgens am Münchner Hauptbahnhof treffen.
Ich versorge mich mit Kaffee und
Brezel und werde dabei schon von Augustinus überrascht und begrüßt. Der erste
Teil der Gruppe hat sich schon eingefunden, die restlichen Mitwanderer treffen
wir am Gleis 11, wo auch unser Zug nach Bologna abfährt. Es fehlt nur noch
Georg aus Schmiechen-Merching, doch auch er trifft kurz vor halb acht ein. So
steigen wir nach einem Segen von Augustinus in den Zug ein.
Auf dem Weg Richtung Berge ist die
Landschaft noch Wolkenverhangen. Oben auf den Bergkuppen liegt Neuschnee. Im
Zug wird schon fleißig geplaudert und über bisherige Pilgererlebnisse erzählt.
Die Zeit vergeht schnell während der
Fahrt über den Brenner, vorbei an Brixen und Bozen, was landschaftlich immer
ein Highlight ist. In Bologna heißt es umsteigen in den Eurostar; wir müssen
drei Etagen tiefer, der Bahnhof ist relativ neu gebaut, erinnert eher an einen
Flughafen. Nächster Umstieg in Florenz, wo es geschäftig zugeht, weiter mit
einem Regionalzug nach Arezzo. Letzter Umstieg bis nach Bibiana. Es ist
inzwischen ca. 17.45 Uhr. Wir werden von einem eigens bestellten Bus abgeholt,
der uns nach gut 25 km bis nach La Verna bringt. Die Gegend ist wunderbar
hügelig, dicht bewachsen und bewaldet, die Akazienbäume blühen in üppigem
beige-weiß, dazwischen der gelbe Ginster. Es sieht überhaupt so aus, als wäre
hier schon seit einem Monat der Sommer in vollem Gange.
Kurz vor 19.00 Uhr kommen wir in La
Verna an, das oben am Hang liegt. Wir beziehen in der Klosteranlage unsere
Zimmer und treffen uns um 19.45 Uhr zum Essen. Das beginnt vielversprechend mit
Wein, Nudelsuppe, Melone mit Schinken zur Vorspeise; dann kommt Mangold und
Salat dazu. So speisen wir zufrieden und warten auf den Hauptgang, der aber
nicht mehr kommt. Also wird die Schüssel Obst, die am Tisch steht, verspeist.
Reicht auch!!!
Um 21.00 Uhr ist Messe in der Capella
San Lorenzo, die nicht einfach zu finden ist. Wir besinnen uns auf Pater
Augustinus Worte indem wir die Tage auf dem Franziskusweg nutzen sollen, um zur
Ruhe zu kommen und zu uns selbst zu finden. Unsere Mitpilgerin Ingrid hat die
Lieder mit ihrer Flöte begleitet.
(Renate Eigner)
Mittwoch, 18. Mai
2016
Nach einer ersten Nacht hinter dicken Klostermauern
versammeln wir uns in der Kapelle zu einem Morgenlob mit Gebet und Gesang und
erbitten Gottes Segen für unsere erste Pilgeretappe. Zunächst geht es jedoch
zum Frühstück und anschließend sollen wir eine Führung durch die Klosteranlage
La Verna erhalten, die uns noch lange in Erinnerung bleiben wird. Tiziana hieß
die junge Franziskanerin, die sich im ersten Jahr nach Ablegung ihrer ewigen
Klostergelübde befindet. Mit großer persönlicher Ausstrahlung erklärte sie uns
das Wirken des Hl. Franziskus in La Verna sowie das Entstehen der Kapelle und
der Basilika dort. Ihre Ausführungen in englischer Sprache übersetzte Wilfried
für uns Pilger.
Für Franziskus, der von 1181 bis 1226 lebte, war La Verna ein
bevorzugter Ort, an den der sich ab dem Jahr 1212 des Öfteren zurückzog ,
insbesondere auch in die nahegelegene Einsiedelei "Eremo della
Carceri". So betete Franziskus bereits in der Kapelle "S. Maria degli
Angeli" in La Verna. Dieser Ort war es auch, in dem Franziskus im
September 1224 und damit zwei Jahre vor seinem Tod am eigenen Körper die
Wundmale Christi (Stigmata) erhielt. Um den wachsenden Pilgerströmen nach dem
Tode von Franziskus 1226 auch in La Verna gerecht werden zu können, wurde die
Basilika gebaut. Diese ist der heiligen Maria geweiht.
In eindrucksvollen
Darstellungen des italienischen Künstlers Andrea della Robbia wird sowohl die
Verkündigung Marias durch den Engel des Herrn, als auch die Geburt Christi als
zentrale Botschaft festgehalten. Das Jesuskind blickt bereits als Kind auf die
Menschen und geht für die Menschen letztlich auch in den Tod. In vielen
Wandgemälden (über 20) sind die dezentralen Lebensstationen von Franziskus in
La Verna dargestellt.
Um 11.00 Uhr beginnt unsere erste Pilgeretappe, nachdem wir
uns bei Schwester Tiziana für ihre anschauliche Führung bedankt haben. Über den
Monte Penna gehen wir bei sonnigem Wetter über teilweise noch nasse Wege, da es
in den Vortagen intensiv geregnet hatte. Über den Monte Calvano (1254 m) geht
es über bewaldetes Gelände schließlich auf die Straße die uns um 17.00 Uhr zum
Ziel unserer Etappe führt: Pieve Santo
Stefano. Nach dem Bezug unserer Nachtquartiere in Mehrbettzimmern gibt es –
zumindest für uns ungeduldige Männer – ein kühles Bier. Nach einer frischen
Dusche feiern wir unseren ersten Gottesdienst nach einer Pilgeretappe unter
freiem Himmel. Am Ende des Gottesdienstes befragt uns Pater Augustinus jeweils
nach seinen individuellen Erfahrungen am Ende des Tages. Schließlich begeben
wir uns zum Abendessen nach einer anstrengenden Wanderung. Bei Wasser und vor
allem Rotwein sowie einem ausgiebigem Pilgermahl lassen wir den Tag ausklingen
und regenerieren uns in der Nacht um die Herausforderung des bevorstehenden
Tages anzunehmen.
Mit dem Impulsthema des Tages: "Demut" begeben wir
uns zur Nachtruhe.
(Georg Herrmann)
Donnerstag,
19.05.2016
Der 3. Tag
unserer Pilgerwanderung.
Wir starten
den Tag um 7.00 Uhr gemeinsam mit Singen und Beten.
Anschließend
gibt es Frühstück (mit sehr viel Dolce).
Bei
bewölktem Himmel beginnen wir unsere heutige Etappe;
unser Ziel:
Sansepolcro
Bereits um
10.00 Uhr fängt es an zu regnen (12°). Der Regen begleitet uns den ganzen Tag
über.
Wir erreichen
den höchsten Punkt (680 m) gegen Mittag. Von nun an ging's bergab!!!
12.30 Uhr
Pause oberhalb vom Stausee; baldiger Aufbruch wegen starken Regenschauern.
In Santa
Fiori (ca. 2 km vor Sansepolcro) machen wir eine Kaffeepause.
Am
Ortseingang sieht P. Augustinus eine Kirche und wir müssen/dürfen zum Gebet!
Sansepolcro:
Ankunft im Hotel Albergo Orfeo um 16.59 Uhr
(vsl.
Ankunftszeit lt. Wilfried: 17.00 Uhr; eine Minute zu früh!!!!)
Endlich
können wir unsere feuchten Sachen ausziehen.
Nach der hl.
Messe in der Kirche zum hl. Franziskus gibt es Abendessen in unserem Hotel.
Bei sehr
gutem Essen mit sehr, sehr gutem Rotwein vergessen wir alle Strapazen dieses
Regentages.
(Uschi
Oberhofer)
Der Spruch des Tages:
Das Wetter ist gut
(P. Augustinus aus St. Ottilien)
Freitag, 20. Mai 2016
Sansepolcro-Citerna
Morgen (8.15 Uhr) gehen wir nach dem Gebet und Frühstück noch
ein Stück durch die wunderschöne Altstadt von Sansepolcro. Zwei Frauen rufen
uns zu: "Ah, Monte Cascale". Auf einer Fahrstraße geht es den Berg
hinauf, vorbei an schönen Olivenbäumen. Ein Mann in kleinem Jeep, der es kaum
den Berg hinauf schafft, passiert uns. Er fängt uns ab - wir sind falsch gelaufen!
"iI Pastore" so nenne ich ihn, führt uns zurück auf
den ausgeschilderten Weg. Im Regen geht es einen felsigen und matschigen
Bergpfad steil hinauf. Bald ist unsere einzige Sorge: heil oben ankommen.
Rutschen, Klettern, mit dem Stock abstützen. Regenschirme werden eingeklappt
und irgendwo angehängt. Wir schaffen es
a l l e. Ganz unverdrossen auch unser Senior Herbert mit seinen 78
Jahren.
Das Kloster ist zwar geschlossen, aber es gibt einen großen
Gastraum für die Pilger. Auch andere Pilger treffen zwischenzeitlich noch ein.
Wir breiten unsere nassen Sachen aus und vespern. Verschlammt sind wir, aber
glücklich und zufrieden mit unserer Leistung. P. Augustinus lädt noch zu einer
Kapellenbesichtigung ein. Dann brechen wir auf. Wir gehen eine Fahrstraße
lockeren Schrittes bergab und landen am Ausgangspunkt: Sansepolcro.
Jetzt gibt es das erste Eis unserer Tour; welch ein Genuss.
Wilfried geht mit dem Navi voraus. An der Straße entlang,
durch Felder mit Mohn. Der Feldweg endet an einem schönen Tor zu einem Hofgut
direkt am Tiber.
**Anmerkung: Uschi Oberhofer
Die erwartete Brücke über den Tiber gibt es hier nicht;
großer Umweg wäre für uns Pilger erforderlich. P. Augustinus und Wilfried
suchen Hilfe bei den Hausbewohnern und organisieren mit ihnen zusammen einen
Bus. Wir stehen in der Zwischenzeit im Garten und warten geduldig. Der Bus
bringt uns ca. 25 km weiter den Berg hinauf zu unserer schönen Herberge mit
Swimmingpool und wunderbarer Aussicht. Zu Fuß hätten wir das heute wohl nicht
mehr geschafft.
Jetzt ist Hosenwaschen angesagt und dann findet der
Gottesdienst im gepflegten Garten statt.
(Ingrid Ganter)
Samstag, 21. Mai 2016
Nach dem Regen und schlammigen Wegen von gestern, scheint
heute von früh weg die Sonne von einem fast wolkenlosen Himmel. Nach dem Gebet
und wohltuenden Gymnastikübungen - die gute Laune machen- alles im Freien bei
blauem Himmel und Sonne – gibt es ein gutes Frühstück, anschließend machen wir
uns auf den Weg von unserer Unterkunft Agriturismo Le Burgne aus in Richtung
Citta di Castello; zuerst abwärts. Wir wandern durch eine schöne Landschaft,
sanfte grüne Hügel, in denen einsame Häuser stehen, umgeben von schlanken
Zypressen, durch Olivenhaine auch Weinpflanzungen, auf den Wiesen die roten
Mohnblumen. Dann geht es auf und ab, durch das kleine Dorf Lerchi; dann nach
einem längeren Anstieg- die
Mittagspause. Zum Schluss noch ein Lied vor der Marienstatue: "Gegrüßet
seist du Maria". Weiter auf und ab,
dann der erste Ausblick auf unser Ziel: Citta
di Castello; ein Häusermeer mit rostbraunen Dächern inmitten der grünen
Hügel. Die Straße geht steil abwärts. In der Stadt angekommen – Bier und
Cappuccino in einer der vielen Bars; dann erreichen wir unser Ziel, das Hotel
Umbria.
Um 18.30 Uhr gehen wir dann zur Kirche Santi Florido e
Amanzio. Da aber oben die Vorabendmesse stattfindet, ist unsere Messe in der
Krypta (groß, wunderschöne Decke).
Anschließend Abendessen mit Vino Rosso, Pasta usw.
Ein schöner Pilgertag geht zu Ende.
(Gisela Wirth)
Sonntag, 22. Mai 2016
Nach relativ schlafloser Nacht (2 Schnarch-Brüder), Abmarsch
gegen 8.15 Uhr.
Blauer Himmel; vorbei am Stadtfriedhof auf schönen Wegen
durch verschiedene Gehöfte. Tolle Aussichten – Schatten und Sonne im Wechsel.
Immer bergauf.
Schild nach Pietralunga: 6.55 Std.
Gegen 10.00 Uhr Kaffeepause. Unser SCOUT trinkt das erste
Bier!
Danach gings weiter quasi nur auf befestigten Straßen.
Es wird wärmer bis 31°. Gegen 12.00
Uhr – zweite Pause im Stroh bei den Schweinen – die waren auch sehr durstig.
Georg d. Jüngere schläft auf Heuballen neben einer Mistgabel. Augustinus ordnet
den Aufbruch in 6-7-8---Minuten an.
Weiter über den Berg Condeggio (649 m).
Nächster Stopp: Kirche Pieve de Saddi - war zu. Wasser
auftanken.
16.15 Uhr Ankunft im Hotel. Augustinus macht wie immer Zimmer
Check mit Einteilung und heftiger Diskussion mit Inhaber.
Nächste Anordnung: 18.30 Uhr Gottesdienst – danach
Abendessen.
Sehr gutes Abendessen mit den Gastgebern.
Augustinus massiert Georg d. Älteren und Uschi.
Peter bietet Fußmassage an – Gute Nacht ihr Füße!
(Peter Barth)
Montag, 23.05.2016
Für mich eine gute Nacht. Peter hatte ausgiebig meine
Füße gepflegt.
Nach einem "süßen Frühstück" ohne Salami und
Schinken (!) starten wir gut gelaunt, weil super nette Wirtsleute uns
mit tollem Abendessen versorgt haben.
Leichte Hügel (?), flache Täler.
Unsere Mittagspause wurde von P. Augustinus mit einer Melone
gekrönt!
Bei gemischtem Wetter kamen wir nach 33 km in Gubbio gegen
17.30 Uhr im Hotel an. Am Abend nach der Kirche fahren wir mit dem Auto in ein
sehr schönes italienisches Lokal um wieder einmal mit gutem Essen versorgt zu
werden. Neben Pasta, Hühnchen und Salat der gute Rot- und Weißwein.
An diesem Abend erhielt unser Herbert im Hotel diese
Nachricht:
Sie können die Eltern anrufen, die zum Hotel kommen müssen,
die das Mädchen kam, die im Restaurant zu bringen hat
|
(Georg Knoblauch)
Dienstag, 24.05.2016
8.45 Uhr Morgengebet, 9.00 Uhr reichliches, gutes Frühstück
im Hotel San Marco in Gubbio.
Anschließend gehen wir durch die Stadt Gubbio über den Markt zum
Dom, die Treppen hoch, schöne Aussicht über Gubbio. Die Kathedrale ist
romanisch. Nun wieder abwärts.
Heute ist unser Thema: Stille und die Legende von der Hl.
Klara.
Überall hingen Tücher an den Fenstern, das bedeutet, dass am
15. Mai der Stein mit dem der Hl. Franziskus den Wolf besiegt hatte, in einer
Prozession durch die Straßen getragen wurde.
10.30 Uhr wieder auf dem Pilgerweg von Gubbio nach Biscina.
An der Kapelle "Santa Maria della Vittoria" vorbei.
Hier begegnete Franziskus zum ersten Mal dem Wolf und besiegte ihn.
Wir gehen weiter auf dem "Friedensweg" von Gubbio
nach Assisi, hier ist Franziskus vor seinem Vater geflohen.
Schweigend gingen wir ganz gerade am Bach entlang. Nach einer
Trinkpause verhinderte ein überqueren eines Baches den Weg. Über eine Brücke
kamen wir wieder auf unseren Weg. Nach leichtem Anstieg noch mal schöner
Rückblick auf Gubbio. Hier auf einer Wiese um 12.45 Uhr Mittagspause wegen
leichtem Regen nach 25 Min. Aufbruch. Der Regen dauerte aber nicht lange. In
der "Stille" der Natur und leichtem Anstieg kam auch mal die Sonne
hindurch. Schöne Ausblicke über das Land Umbrien. Mein Spruch: Die äußere
Stille hilft meiner Seele zur Ruhe zu kommen.
Um 16.00 Uhr sollten wir einen Bach mit wackeligen Steinen
überqueren. 5 Leute gingen rüber. 8 Leute gingen wieder zurück um einen anderen
Weg zu finden. Mussten aber wieder zurück zum Bach. Mit Stockeinsatz und am
Seil einhalten, kamen wir gut rüber. Weiter ging es auf schmalen, patzigen
Wegen nach oben.
Um 19.30 Uhr kamen wir in unserer Unterkunft, einem schön
gelegenen Haus mit einer traumhaften Aussicht und großem Swimmingpool an. Wir
konnten uns noch Duschen und umziehen. Heute leider keine Messe.
Um 20.00 Uhr gutes Abendessen.
Müde gingen wir nach dem langen Pilgertag ins Bett.
Ca. 22 km sind wir heute gegangen.
Danke lieber Gott, dass wir alle wieder gut angekommen sind.
(Marianne Kachelriß)
Mitwoch, 25.05.2016 (9. Pilgertag)
Biscina nach Valfabbrica
Gezeichnet
von den Strapazen vom Vortag hatten wir alle eine gute, erholsame Nacht hinter
uns. Wir waren auf 2 Häuser des Agriturismo-Betriebes Tenuta di Biscina
verteilt. Um 8.30 Uhr trafen wir uns im Frühstücksraum zur Morgenandacht. P.
Augustinus stellte in seiner Ansprache das
Thema "Freiheit" in den Mittelpunkt.
Thema "Freiheit" in den Mittelpunkt.
In der Morgenandacht aber auch bei der abendlichen Messfeier sprach P. Augustinus das
Thema "Freiheit" an. Freiheit wie wir sie kennen ist für uns zur
Selbstverständlichkeit geworden. Aber wie war die Freiheit des eigenen Lebens der
Klara von Assisi damals? Freiheit war zu dieser Zeit kein Gut für alle
Menschen, sondern Privileg der Gebildeten und der Oberschichten, denen die
unfreien Sklaven und unterdrückten Völker gegenüberstanden. Der Begriff
"Freiheit" beschreibt im neuen Testament vor allem eine religiöse
Qualität. Der Apostel Paulus hat das stoaische Freiheitsverständnis aufgreifend
christlich formuliert - der Christ sei im religiösen Sinne frei von Gesetz,
Sünde und Tod (Römerbrief Kap.6-8). Für die Freiheit hat uns Christus befreit,
darum ...lasst euch nicht wieder unter ein Joch der Knechtschaft bringen
(Gal.5.1).
Nach allem was wir von Klara wissen, hat der
zwölf Jahre ältere Franz von Assisi sie in ihrem Entschluss bestärkt, selbst
über ihr Leben zu bestimmen. Sie verließ in der Nacht zum 19. März 1212 ihre
Adelsburg und versteckte sich bei den Benediktinerinnen von San Paolo delle
Abbadesse. Klaras Mut und Gottvertrauen
hat viele ihrer Zeitgenossen beeindruckt. So trat sie bei einem Überfall
der Sarazenen im Jahre 1240 diesen mit einer Monstranz entgegen - seitdem ist
ihr ikonographisches Heiligen Attribut die Monstranz.
Bis zu ihrem Tode blieb Klara in der Klausur des
Klosters San Damiano und lebte nach der von ihr
1216-17 geschriebenen Ordensregel, die nach ihren Worten darin bestand,
"einfach das Evangelium unseres Herrn Jesus Christus zu beachten".
Sie kämpfte bis zum Ende ihres Lebens um die kirchliche Anerkennung dieser
Lebensform - um das "Privileg der Armut". Die Anerkennung der
Ordensregel gewährte ihr Papst Innozenz IV erst auf ihrem Sterbebett. Die Bulle
Solet annuere vom 9.August 1213 wurde Klara am 10.August überbracht, am
11.August starb Klara.
Die
Ordensregel der Klarissen war die erste Ordensregel der Geschichte, die eine
Frau für Frauen geschrieben hatte. Sie war für die damalige Zeit erstaunlich
demokratisch, und betonte insbesondere die Eigenverantwortung jeder einzelnen
Schwester. Viele Frauen in ganz Europa fühlten sich davon angesprochen, traten
bei den Klarissen ein oder gründeten eigene Klarissenkonvente. Zwei Jahre nach
ihrem Tode am 15.August 1255, sprach Papst Alexander IV Klara von Assisi
heilig. In dem kleinen Kloster San Damiano, das wir einen Tag später
besichtigen konnten, wird das Gedenken an die große Heilige und Ordensgründerin
auf eine besonders schöne Weise lebendig gehalten. Im Refektorium, den
klösterlichen Speisesaal, steht immer ein Strauß frischer Blumen an dem Platz,
an dem Klara vor über 763 Jahren bei den Mahlzeiten saß.
Vor Abmarsch erklärte uns Wilfried die Geschichte um die Burganlage
Biscina, die aufgrund der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Perugia
und Valfabbrica vollkommen zerstört wurde. Im Mittelalter brachte das Bündnis
der Abtei Valfabbrica mit Assisi großen Reichtum. Dieser wurde jedoch durch
Meinungsverschiedenheiten mit den Feudalherren ebenfalls zerstört.
Um 9.30 Uhr ging es dann mit herrlichem Ausblick auf den
Stausee bergab und immer wieder bergauf, vorbei an alten Gehöften und
verlassenen Kirchen. Das Gelände wurde Zusehens immer feuchter und einige kleine
Bachläufe mussten überquert werden. Unsere am Vortag gereinigten Schuhe hatten
dann wieder den bekannten Anstrich die Farbe "Umbra". Nach mehreren
Trinkpausen erreichten wir endlich um 15.15 Uhr den Ort Valfabbrica und finden
auch gleich unsere Herberge an der Piazza Pedicino. Herzlicher Empfang von der
Herbergsmutter und nach rascher Zimmerverteilung wurde unser Wunsch nach einem
"großen" Bier erfüllt. Die Pilgerschar wurde immer größer und der
Biertisch bald zu klein. Nach einer kleinen Ortsbegehung hatten wir um 19.00
Uhr eine feierliche Messe nebenan in der Kirche. Die mit dem Schlusslied
"O Maria hilf" endete. Ein reichliches Abendessen mit viel Pasta,
Salat, Fleisch. Gemüse und natürlich Vino Rosso ließen die Strapazen des Tages
rasch vergessen. Im schönen Essraum mit Kreuzgewölbe wurde gesungen und erzählt
bis zur späten Stunde.
(Agnes Hirsch und Siegfried Heichele)
Donnerstag, 26.05.2016
Wir treffen uns um 7.30 Uhr zum Frühstück um den Esstisch der
Herberge. Die anderen Pilger sind gang geduldig während wir beten.
Vor dem Abmarsch werden noch schnell ein paar Schuhe
gebürstet. Wir ahnen schon, dass es umsonst sein könnte, was sich auch bald
bestätigt. Wir gehen 10 km, schon eine ganze Weile sehen wir die Festung und
die Stadt von Assisi vor uns liegen. Pater Augustinus bittet uns schweigend zu
gehen und bewusst anzukommen.
Auf dem Weg zur Basilika müssen wir uns einer Kontrolle
unterziehen. "Do you have knife?" Natürlich haben wir alle ein
Taschenmesser, manche geben es zu, andere nicht.
In der Unterkirche schaffen wir es, "großer Gott"
zu singen, bevor wir freundlich aber bestimmt gebeten werden, in einer
Seitenkapelle weiterzumachen. Pater Augustinus ist es wichtig, dass wir auch
das "Herr gib uns deinen Frieden" singen. Wir bedanken uns beieinander
für den gemeinsamen Weg mit einer Umarmung.
Das Haus der Andrea-Schwestern erreichen wir mal wieder über
einen Umweg – wir sind nur einen Steinwurf von der Basilika entfernt -.
Um 16.00 Uhr geht es zur deutschen Führung mit Bruder Thomas.
Dieser gestaltet sie interessant und kurzweilig, fast wie eine Predigt! Danach
verspüren wir Müdigkeit und Hunger. Kaffee und Bier helfen uns vorerst darüber
hinweg. Wir gewinnen erste Eindrücke von der schönen Altstadt mit den vielen
Pilgern aus aller Welt.
Gottesdienst können wir in der schlichten und schönen
Hauskapelle feiern, wo Flötenspiel und Gesang gut klingen. Das Abendessen ist
einfach, aber lecker und dauert nicht lange.
Einige ziehen noch mal los, andere ziehen die Ruhe vor. Der
Sonnenuntergang ist ein Schauspiel, das viele Pilger zu schätzen wissen.
Wir sind an einem heiligen Ort angekommen.
(Ingrid Ganter)
Freitag, 27.05.2016
Verweilen in Assisi
Nach einer ruhigen Nacht ist das erste nach dem Aufstehen –
der Blick aus dem Fenster – hin zur Basilika, die einfach traumhaft dort auf
dem Felsen der Hölle, umbenannt in Felsen des Himmels, gebaut wurde. Das Wetter
ist uns gnädig, wir erleben einen wunderschönen Sommertag.
Um 8.00 Uhr ist Treff in der Hauskapelle, wo jeder die
Gelegenheit hat sich zu sammeln. Danach gehen wir zum Frühstück in den ersten
Stock. Das Frühstück; endlich wieder mal mit Salami und Käse – fein!
Auf der Terrasse der Schwestern stellen wir uns zum
Gruppenfoto auf. Um 9.00 Uhr sind wir mit Patrizia, unserer Stadtführerin, die
Halb-Italienerin und Halb-Belgierin ist, verabredet. Eine ganz sympathische
Frau, die sich bestens auskennt und uns die Geschichte Assisis mit ihren
Heiligen sehr lebhaft erzählt.
Bevor wir losgehen, weist sie uns darauf hin, welche Fragen
in Italien nicht gestellt werden sollten:
1.
Frage nie, wie
das Wetter wird, denn es ist immer schön!
2.
Frage nie, wie
weit es noch ist, denn man würde immer zur Antwort bekommen,
dass es nur 200 m sind!
dass es nur 200 m sind!
Patrizia erzählt, dass die Basilika aus dem Grunde stufig
gebaut wurde, weil auf dem Fels nicht mehr Platz vorhanden war. Schon bald nach
dem Tod von Franziskus machten sich immer mehr Pilger auf den Weg nach Assisi,
so dass die Stadt schnell wuchs, was auch die drei verschiedenen Stadttore
erklärt und die Stadt immer weiter ausgedehnt wurde. Weiter gehen wir die
Treppen noch oben, wo die deutschen Schwestern ihr Kloster haben; auf dem
erhöhten Weg ergibt sich ein fantastischer Blick auf das Valle della Umbria.
Aus der Ferne ist die große Kirche der Santa Maria degli Angeli zu sehen.
Wir werden in die Bischofskirche, den Dom San Rufino geführt,
dort befindet sich das Original-romanische Taufbecken. Nächste Station ist das
vermeintliche Geburtshaus von Franziskus, der eigentlich auf den Namen Giovanni
getauft wurde, aber wegen der Geschäfte seines Vaters, der mit französischen
Tüchern und Stoffen handelte, immer als der "kleine Franzose" genannt
wurde.
Treppab geht es wieder hinaus und bald haben wir einen
schönen Blick auf das Klarissenkloster. Zurück im Zentrum gelangen wir auf den
Piazza del Comune, wo die Chiesa di S. Maria sopra Minerva mit ihren 2000 Jahre
alten dicken Säulen beeindruckt. Auf der Piazza sind die einstigen Maße und
Treppen markiert; unter der Piazza befindet sich ein Museum, wo all dies
ausgegraben wurde. Nach einer kurzen Kaffeepause geht es noch zur Basilika S.
Chiara, in der sich zum einen die in Wachs gelegten Reliquien der Hl. Klara und
zum anderen das Originalkreuz aus San Damiano befinden, welches sich
ursprünglich im Kloster San Damiano befand. Dort vor dem Kreuz hatte Franziskus
einst die Stimme Gottes vernommen und gefragt "Herr, was soll ich dir
tun" vorauf er die Antwort erhielt, er solle die Kirche Gottes wieder
aufbauen. Das Kreuz selbst hatten die Klarissinnen einst, als sie das Kloster
verlassen mussten, mit nach S. Chiara genommen.
In diesem Jahr soll das Kreuz erstmals wieder für ein paar
Tage an seinen ursprünglichen Ort gebracht werden.
Nach gut drei Stunden geht die sehr informative und
aufschlussreiche Führung um 12.00 Uhr zu Ende. Augustinus bedankt sich bei
Patrizia mit einem Stroh-Sonnenhut, den sie gleich aufprobiert hat.
Bis wir uns um 15.00 Uhr wieder treffen, genießen wir auf
ganz unterschiedliche Weise die wunderschöne Stadt.
Anschließend gehen wir gemeinsam hinunter nach San Damiano. Noch
einmal durchqueren wir die Altstadt von der Basilika bis zur Porta Nuova. Der
Weg führt durch Olivenhaine hinab zur Kirche. In San Damiano dürfen wir
zunächst in einer Nebenkapelle unsere Eucharistie feiern. Jetzt kommen die
Psalm- und Spruchkarten von Anfang zum Einsatz und wir teilen einander mit, was
uns wichtig geworden ist.
Wir sind am Ort an dem die Hl. Klara mit 50 Schwestern auf
engstem Raum in größter Einfachheit und Stille bis zu ihrem Tod gelebt hat.
Franziskus hat den Platz für sie bereitet und die Brüder dazu verpflichtet, die
Schwestern zu besuchen und sie zu versorgen.
Obwohl sie in strenger Klausur gelebt hat, hatte Klara doch
Beziehungen zu wichtigen Leuten der Kirche, wie Bischof und Papst, den sie in
Briefen gepflegt hatte. Sie war – heute würde man sagen - eine
"Netzwerkerin" und konnte vermitteln. Franziskus hat ihren Rat
geschätzt.
Klara lebte noch, als 25 Jahre nach dem Tod von Franziskus
die Basilika am Weihnachtstag eingeweiht wurde. Sie war jedoch schon sehr
krank, so dass sie an der Feier nicht teilnehmen konnte. Sie hat jedoch in
einer Art Vision alles von ihrem Krankenbett aus gesehen und ihren
Mitschwestern davon berichtet. Sie ist so zur Heiligen des Fernsehens geworden.
Durch Zufall konnten wir an einem Vortrag einer deutschen
Ordensschwester teilnehmen, die mit einer Gruppe Studenten unterwegs war und
über die Geschichte Klaras erzählte.
Im Anschluss konnten wir gut vorbereitet, die Räume beim
Rundgang auf uns wirken lassen.
Nach dem Abendessen treffen wir uns zum krönenden Abschluss
auf der Dachterrasse des Klosters. Der Blick zur beleuchteten Basilika,
hinunter in die Ebene, steht dem Ambiente eines Grandhotels im Nichts nach.
In der Abschlussrunde zeigt P. Augustinus noch einmal sein
Gespür, die passenden Geschenke für uns zu finden, besonders für Wilfried,
Georg d. Jüngere, Ingrid und Siegfried für deren Hilfe und Unterstützung er
sich besonders bedankte. Jeder in der Runde sollte nochmals seine Eindrücke der
vergangenen Tage Revue passieren lassen. Zu mitternächtlicher Stunde
entschließen wir uns zu einer "kurzen" Nachtruhe.
Renate, Ingrid und Uschi (das dreamteam)
Samstag, 28.05.2016
Rückreise
Wir treffen uns um 6.15 Uhr zum Frühstück.
Im Anschluss fahren wir mit dem Linienbus zum Bahnhof.
Abfahrt 7.40 Uhr Bahnhof Assisi
Unsere Heimfahrt sollte an diesem Tage von Assisi über
Perugia nach Florenz, Verona, München (Ankunft: 18.21 Uhr) mit reservierten
Sitzplätzen ein gemütlicher Tag werden.
Die Reise verlief jedoch ganz anders:
Durchgangsbahnhof Firenze Campo di Marte hätten wir umsteigen
müssen um den Zug nach Verona zu besteigen.
Leider Missverständnis: wir fahren bis Firenze Hauptbahnhof
Nun Verhandlungen mit Bahn-Mitarbeiter:
Tickets umschreiben; neue
Verbindung suchen
vorerst nur Weiterfahrt bis
Bologna möglich unsere reservierten Sitzplätze haben wir nun leider nicht mehr;
in Bologna brauchen wir wieder Einverständnis der Bahn, dass
unsere Fahrkarten auch für einen andern Zug gelten; nun ganz schnell Gleis 4
suchen und einsteigen.
Mit Glück können manche einen Sitzplatz bis München finden,
anderen mussten immer wieder einen neuen freien Platz suchen.
Ankunft in München ca. 20.50 Uhr
Nur kurze Verabschiedung möglich, da jeder schnell noch einen
Anschlusszug sucht.
Wir freuen uns auf das Nachtreffen am Samstag, den 16. Juli
2016
(Uschi Oberhofer)
Gedanken zum Pilgern:
·
sich eine Auszeit
gönnen
·
sich aufmachen –
äußerlich und innerlich
·
mit Leib und
Seele unterwegs sein
·
sich auf neue
Wege einlassen
·
Stille wahrnehmen
·
guten Worten
nachgehen
·
zuhören
·
schweigend
nebeneinander hergehen
·
sich der
Begleitung Gottes vergewissern
·
Freiheit spüren
·
auf´s Neue
Staunen lernen
·
zur Ruhe finden
·
zu Gott finden
·
bei sich selbst
ankommen
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